Der Liebe zu Christus nichts vorziehen. RB 4, 21
Congregavit nos in unum Christe amor – die Liebe Christi hat uns zusammengeführt. Aus den Gesängen zum Mandatum
Am Samstag, dem 3. Februar 2024 gegen 9.30 Uhr ging unsere liebe Sr. Gabriele im Haus Effata in Blankenheim heim zum Herrn. Man sieht sie hier auf dem Treppenlift in Steinfeld, den sie das erste Jahr nach dem Umzug benutzen musste, zu ihrem Leidwesen, da es ihr zu langsam ging. Nun fährt sie in die himmlischen Gefilde, während die Heiligste Dreifaltigkeit sie bescheint, die sie immer besonders geliebt und verehrt hat.
Dorothea Visser wurde am 16.3.1928 in Rotterdam geboren. Sie hatte eine ältere Schwester. Noch bevor sie ein Jahr alt war, starb ihr Vater an Lungentuberkulose. Ihre überforderte Mutter gab die Vierjährige zu einer Tante, wo sie mit einigen Cousins aufwuchs. Den Krieg und die Bombardierung von Rotterdam hat sie miterlebt. Nach der Schule wurde sie zur Krankenschwester ausgebildet. Am 15. November 1948 trat sie in die Trappistinnenabtei Koningsoord ein und legte nach der üblichen monastischen Ausbildung am 22. November 1953 ihre ewige Profess ab. Da sie eine tüchtige, demütige und anspruchslose Schwester war, wurde sie nur wenige Monate danach gefragt, ob sie bereit sei, in die Gründung von Maria Frieden nach Deutschland zu gehen. Da sie selbst auch die deutschen Besatzer erlebt hatte, bedeutete das ein tiefes Zeichen der Völkerfreundschaft und ihrer christlichen Gesinnung. Sie gehörte zur 2. Gruppe der Gründerinnen, die unter primitivsten Umständen den Aufbau von Maria Frieden mittrug. Heute kaum noch vorstellbar, wie streng die Regeln damals waren und auch minutiös eingehalten wurden. Im Winter, so erzählte sie einmal, waren z.B. die Pferdedecken, mit denen sie sich nachts auf einem Strohsack zudeckten, oft mit einer Rauhreifschicht überzogen, die sich bis abends hielt…
Die verschiedenen Etappen auf meinem Weg in Maria Frieden, so schrieb sie im Jahr 2000:
„Am 29.5. 1954 kam ich nach Maria Frieden. In den ersten Jahren bekam ich verschiedene Aufgaben, wovon die wichtigsten waren: Die Zirkularenaktion (keine Ahnung, was das war), Pförtnerin für das Gästehaus, Eierverkauf, Sakristanin, Brotbacken und half überall im Garten und in der Küche, usw. Seit 9.2.58 Krankenschwester. Seit 14.2.1960 Priorin und Erlernen des Weberhandwerks. Seit 19.1.79 Novizenmeisterin bis 15.5. 2007.“
Sr. Gabriele schrieb alles gewissenhaft auf und liebte Zahlen. Nun kam am 22.2.1993 der große Tag, an dem sie für 6 Jahre zur Äbtissin gewählt wurde. Am 18.4. 1993 erhielt sie von Bischof Klaus Hemmerle die Äbtissinnenweihe. Nach 6 Jahren wurde sie wiedergewählt, musste aber mit 75 Jahren abdanken, wie es im Orden üblich ist. Sie durfte bis Ende 2003 im Amt bleiben, im Jubiläumsjahr der Gründung.
Noch 20 Jahre diente Sr. Gabriele voll Eifer und Tatendrang der Gemeinschaft v.a. in der Krankenabteilung, in der Liturgie, beim Spülen. Noch mit 95 Jahren machte sie den vollen Tagesablauf mit, kam immer in die Vigil um 4 Uhr morgens und hielt gewissenhaft alle Gebetszeiten. Es war ihr ein großes Opfer, seit Juni 2023 nicht mehr zur Vigil kommen zu können. Anfang November 2023 bekam sie eine schwere Erkältung (ein Novum!) und musste sich zu Bett legen (ein Novum!). Es war ihr Herz, das in Urlaub wollte. Bis die große Kämpferin „Engel Gabriel“ das akzeptierte, dauerte eigentlich bis ganz zum Schluss.
Sr. Gabriele hat wirklich ihr ganzes Sein Gott und der Gemeinschaft geschenkt. In ihrer stillen, demütigen, stets interessierten und irgendwie auch aristokratischen Art hielt sie sich aufrecht, aufrichtig, liebevoll. Sie war immer sehr schlank und groß, ihre Beine wie Streichhölzer. Viele Herzen hat sie gewonnen und blieb sich und den Menschen und dem Orden treu. Sehr gerne hätte sie noch weiter gedient. Nun hat sich ihr der Himmel geöffnet, und wir vertrauen, dass sie gut bei Christus angekommen ist, der all ihre Ängste und Leiden in Segen verwandelt.
Das Requiem mit anschließender Beerdigung ist am Dienstag, dem 6. Februar um 14 Uhr in unserem Kloster in Steinfeld.